Eine lange Wunschliste

In Brüssel sorgt die Wahl des neuen Kanzlers Friedrich Merz kaum für Aufregung. Nur seine Parteifreundin von der Leyen jubelt. Die Wunschliste der EU an Merz aber ist lang. Ein Feature für die „taz“

Viele EU-Politiker haben den Atem angehalten, als Friedrich Merz am Dienstag im ersten Durchgang der Kanzlerwahl durchfiel. Schließlich gilt der CDU-Chef in Brüssel als Hoffnungsträger, der die EU aus der Dauerkrise führen soll. Doch als der CDU-Chef dann doch noch gewählt wurde, passierte erst mal – nichts. In der EU-Kommission knallten keine Sektkorken, im Ratsgebäude gab es keine Hurra-Rufe.

Freudige Gesichter sind erst am Freitag zu erwarten, wenn Merz zu seinem Antrittsbesuch in Brüssel erwartet wird. Bis dahin herrscht vor allem eins: Unverständnis. Wie konnte es passieren, dass Merz, den man in Brüssel noch aus seiner Zeit als Europaabgeordneter kennt, so einen chaotischen Start hinlegt? Und was sagt das Berliner Beinahedebakel über seine Führungsqualitäten?

Der neue Kanzler sei ein „ausgewiesener Freund und Kenner Europas“, versuchte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zu beruhigen. Die CDU-Politikerin schätzt Merz; sie hat ihm ihre zweite Amtszeit in Brüssel zu verdanken. Er hatte sie bei der Europawahl zur Spitzenkandidatin nominiert, nun sind beide zum Erfolg verdammt. „Ich freue mich auf eine enge Zusammenarbeit“, frohlockt von der Leyen.

Doch jenseits des christdemokratischen Clubs hält sich die Vorfreude in Grenzen. „Wer so lange gespalten hat, kann anscheinend kein Land einen“, schrieb der grüne Europaabgeordnete Michael Bloss auf „X“. Im EU-Parlament gebe es „Zweifel, ob Deutschland mit Friedrich Merz als Kanzler tatsächlich Stabilität und Führung in Europa bringen würde“, so die FDP-Europaabgeordnete Svenja Hahn.

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