Schwache Argumente in der Taurus-Debatte
Erst der Leopard, nun der Taurus: In Deutschland läuft eine neue Kampagne für zusätzliche Waffenlieferungen an die Ukraine. Doch diesmal sind die Argumente noch schwächer als beim letztenmal.
…Erst der Leopard, nun der Taurus: In Deutschland läuft eine neue Kampagne für zusätzliche Waffenlieferungen an die Ukraine. Doch diesmal sind die Argumente noch schwächer als beim letztenmal.
…Erst Polen, dann Großbritannien, nun auch noch das Europaparlament: Immer stärker wird Deutschland bedrängt, Leopard-Kampfpanzer an die Ukraine zu liefern. Warum lässt sich das größte EU-Land so vorführen?
…Eine weitere Eskalation des Ukraine-Kriegs zu verhindern, ist im ureigensten deutschen und europäischen Interesse. Doch die deutschen EU-Chefs Ursula von der Leyen und Olaf Scholz schweigen – sogar zur Nord-Stream-Attacke. Ein Leitartikel für den „Freitag“.
…In seiner Prager Rede zur Europapolitik hat Kanzler Scholz lediglich sattsam bekannte Probleme der EU angesprochen. Fragen zu stellen ist gut, aber gesucht werden Lösungen. – Ein Kommentar für die „taz“.
…Die EU hat sich im Ukraine-Krieg wohl endgültig von der Diplomatie verabschiedet. Es gebe keine Alternative zu Waffenlieferungen, Kampf und Sieg, heißt es neuerdings in Brüssel. Dabei hat man es nie ernsthaft versucht.
…Was bringt das neue Jahr für die EU? Auf den ersten Blick ist 2022 voller Gefahren – Omikron, die Energiekrise und ein Krieg in der Ukraine sind nur einige davon. Doch es bietet sich auch eine einmalige Chance zur Reform.
…Wohin geht die Reise in Europa? Diese Frage ist nicht nur im Bundestagswahlkampf offen geblieben. Auch die wichtigste und erfahrenste Politikerin der EU, Kanzlerin Angela Merkel, blieb eine Antwort schuldig.
…Europa ist deutscher geworden – aber Deutschland nicht europäischerWeiterlesen »
Der Wahlsieg von Joe Biden bei der US-Präsidentschaftswahl wurde in Brüssel und Berlin mit Erleichterung aufgenommen. Er ist jedoch auch ein Weckruf. Der Machtwechsel in Washington ist für die EU vielleicht die letzte Chance, erwachsen zu werden – auch in der Wirtschaftspolitik.
…Wie peinlich ist das denn? Deutschland übernimmt am 1. Juli für sechs Monate den EU-Vorsitz – und wählt dafür einen Spruch, der glatt von Donald Trump stammen könnte! „Make America great again“, hatte Trump vor vier Jahren gefordert. „Europa wieder stark machen“, verspricht Außenminister Heiko Maas heute. Das ist nicht stark, sondern ziemlich daneben. Denn es erweckt den Eindruck, als sei Europa stark gewesen – was man in den letzten Jahren nun wirklich nicht behaupten konnte. Und es erinnert an Trump und seine chauvinistische „America first“-Politik.
Klar, die Bundesregierung meint das nicht so. Sie hat ihrem Motto ein dickes „Gemeinsam“ vorangestellt. Und sie illustriert es mit dem Möbiusband, das ein „Symbol für Einigkeit und Verbundenheit“ sein soll.
Doch das Möbiusband steht auch für Endlosschleifen, aus denen es kein Entrinnen gibt. Und die Symbolik kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Leitspruch für die deutsche Ratspräsidentschaft in die Irre führt.
Dann auch mit Einigkeit und Gemeinsamkeit ist es nicht weit her in der EU. Nicht einmal in Deutschland. Ausgerechnet das größte EU-Land hat maßgeblich zu Spaltung und Schwächung beigetragen.
Von der Eurokrise über den Brexit bis hin zu Corona zieht sich eine lange Linie deutscher Alleingänge und Fehlentscheidungen, die die EU immer tiefer in die Krise geritten und geschwächt haben.
All dies hat Spuren hinterlassen – nicht nur in Italien oder in Frankreich. Nach einer Umfrage des „European Council on Foreign Relations“ haben viele Europäer in der Coronakrise den Eindruck gewonnen, dass die EU „irrelevant“ geworden sei.
Nicht in Brüssel, sondern in Berlin wurden die großen Entscheidungen getroffen. Das „deutsche Europa“, das der Soziologe Ulrich Beck schon 2012 beschrieb, hat auch die Coronakrise geprägt – bis hin zur Frage, wer wann wohin in Urlaub fahren darf.
Die Deutschen haben gewonnen. Sie konnten als Erste nach Mallorca – noch vor den Spaniern. Und sie konnten die größten Hilfsprogramme auflegen. Mit atemberaubenden Milliardensummen sticht Berlin alle anderen aus, sogar die EU-Kommission ist besorgt.
Und nun will ausgerechnet Deutschland die EU wieder stark machen? Ausgerechnet das Land, das immer wieder auf dem Holzweg war und allzu oft auf der Bremse stand, will Europa aus seiner bisher größten Krise führen? Das ist eine gewagte Wette.
Es ist auch eine ehrenwerte und vielversprechende Wette. Denn sie verheißt ja nicht weniger, als dass Kanzlerin Angela Merkel aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt hat und nun eine neue, solidarische Europapolitik wagen will.
Dafür gibt es tatsächlich erste Anzeichen. So hat Merkel in der Finanzpolitik eine 180-Grad-Wende vollzogen. Plötzlich soll es doch EU-Schulden und Finanztransfers geben, um die Coronakrise zu lösen.
Dennoch wird sich die deutsche Wette auf Europa kaum einlösen lassen. Denn dafür sind die Aufgaben, die vor dem EU-Vorsitz liegen, viel zu groß. Und die Instrumente, die auf dem Tisch liegen, sind zu schwach.
Dies ist ein Auszug aus einem Essay für die taz. Das Original („Nebenbei noch schnell die EU retten“) steht hier
Nach 15 Jahren als fest angestellter Korrespondent für das Handelsblatt arbeite ich seit 2011 wieder frei. Hier eine Übersicht über meine Kunden und Kontakte (Auszug):
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